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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 145

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
druck, das Reiterstandbild des Groen Kurfrsten auf der Langen Brcke" zu Berliu ist feilt berhmtestes Werk.x) In majesttischer Ruhe fitzt der Kurfürst auf dem Pferde, den Feldherrnstab mit der Rechten krftig gefat, den Blick fest in die Ferne gerichtet; die ge-faugeueu Krieger am Sockel de3 Deukmals find dagegen leidenschaftlich erregt und scheinen sich nur hchst widerwillig in ihr Schicksal zu fgen. c) Die Malerei. Wirklich Groes wurde zu jener Zeit, wie bereits frher mitgeteilt ist, auf dem Gebiete der Malerei nur in der brabantfchen und flmischen Schule vou Rubens, van Dyck und Rembrandt geleistet. Eiu tchtiger Portrtmaler war Franz Hals; Ostade und Teruier schufen ihre vorzglichen Sittenbilder. Ruis-dael wurde als Laudfchafts-maler geschtzt, prchtige Tier-bildet1 hinterlieen Potter (Khe) und Wonverman (Pferde). Jl5 Italien haben Guido Rertt und Cara- vaggio und in Spanien _ Murino Werke von dauern-dem Werte geschaffen. Der I ! grte Maler Frankreichs p r i ist Nicolas Poussin. Aus p. I ? i"; feinen Bildern fesselt die leichte ^ Anordnnng der Gruppen und [ M_____j die wrdige Auffassung der kf Gestalten; die Landschaft, die I---- als wirksame Szenerie erscheint Kolzmalcrei von Watteau. und der italienischen Natur ent- lehnt ist, versetzt den Beschaner in eine ferne ideale Welt. Neben Poussin verdient Claude Lorrain als Schpser hochinteressanter und idealer Land-fchaften genannt zu werden. Watteau ist der bedeutendste Maler der x) Siehe Seite 59. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Iii. 10

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 148

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
148 Von hchster Bedeutung fr das Kunsthandwerk wurde das von Bttger iu Meien erfundene Porzellan und die Fayence von Delft. Nicht blo die Herstellung von Egeschirren nahm einen nie geahnten Aufschwung; die Porzellanmasse diente auch zur Darstellung zierlicher Schfer. Miniaturkavaliere und feiner kleinen Damen, Wand-leuchtet und Standuhren in den wunderlichsten Zierformen. Hisch im Zopfstil. Die Wissenschaften. I. Die Philosophie. Die materialistische Ansicht der Eng-lnber Locke und Hume, der Vter der sogenannten Aufklrung (S. 119), wurde von den Franzosen Voltaire, Diderot, d'aletnbert und anderen weiter entwickelt. Sie behaupteten, da es kein ber-sinnliches Leben gebe, und da die seelischen Erscheinungen nur Ttigkeitsformen der sinnlichen Krperw elt seien. Ihnen gegenber lehrte der Begrnder der beutfchen Philosophie Gottfrieb Leibniz in seiner Theobice (Rechtfertigung Gottes), ba der Geist vom Krper unabhngig sei, die geoffenbarte Wahrheit der den Verstand hinausgehe, ihm aber nicht widerspreche. Immanuel Kant, Professor der Philosophie in Knigsberg, war unstreitig der grte Denker seiner Zeit. In seinem Werke: Kritik der reinen Vernunft" stellt er die Vernunft als unabhngig von aller Erfahrung hin. Die hchsten wegrisse: Gott. Freiheit und die Unsterblichkeit der Seele

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 149

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
lassen sich durch die reine Vernunft nicht nachweisen, werden aber von der praktischen Vernunft verlangt. In der Kritik der prakti-schen Vernunft finden wir auch den sogenannten kategorischen Im-perativ: Handle so. da dein Wille zugleich dein Naturgesetz werde." Seine Gedanken der Freiheit, Humanitt und Religion haben auf Herder, Schiller n. a. und auf die wissenschaftliche und schne Literatur jener Zeit einen gewaltigen Einflu ausgebt. 2. Die Naturwissenschaften. Aus dem Gebiete der Naturwissen-schasten zeigte sich eine groe geistige Regsamkeit. Newton entdeckte die Gesetze der Schwerkraft, berechnete die Bahnen der Himmelskrper und machte scharfsinnige Beobachtungen der die Brechung des Lichtes. Seine Arbeiten wurden von Herfchel und Laplace fortgesetzt, die den gestirnten Himmel erforschten, mehrere Kometeil entdeckten und die Bahnen der Planeten genauer bestimmten. Die Physiker Galvani und Volta bildeten die Lehre von der Elektrizitt weiter aus (Galva-nismus oder Voltaismus). Lavvisier legte den Grund fr ein wissen-schaftliches Studium der Chemie, der Schwede Linne stellte das nach ihm benannte Pflanzensystem ans. Nicht minder lebhaft war die Ttigkeit auf dem Gebiete der Technik. Der Amerikaner Franklin erfand den Blitzableiter, der Schotte Watt die Dampfmaschine, und von den Gebrdern Mont-golsier wurde der erste Luftballon hergestellt. 3. Geschichtschrcibung und Geographie. Die neuere Geschicht-schreibuug wurde durch den Deutschen Pufe udorf angebahnt; Johann Mller schilderte in einer nicht einwandfreien Darstellimg die Geschichte seiner schweizerischen Heimat in einer Sprache, die an den Rmer Tacitns erinnert; der kernige und volkstmliche Justus Mser hat durch seine Osnabrncker Geschichte, in der er die Zustnde seiner westflischen Heimat in meisterhafter Weise beschreibt, zu einem lebhasten Studium der beut-schen Geschichte augeregt. Der Englnder James Cook unternahm mehrere Entdecknngs-reisen in die Sdsee; die Inseln des Groen Ozeans wurden ausgesucht, Japau, Chiua, Sibirien und Arabien durchforscht, der Montblanc zum ersteu Male bestiegen. 4. Die Altertumswissenschaft.^ Das. Verdienst, das Studium der Werke der alten klassischen Zeit von neueni angeregt zu haben, ge-bhrt den Hollndern; in Deutschland war es vor allen Wiuckelmaun. der durch feine Geschichte der Kunst des Altertums" ans die Antike als Vorbild hinwies und mit warmer Begeisternng und feinem Gefhle die Bildwerke der Alten erklrte.

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 164

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Grenzen abgerundet, und durch die Erwerbung von Danzig und Thorn fonnte sich der Handel im Weichselgebiete freier gestalten. Aber der preuische Staat hatte durch die Augliederuug der neuen ^ Lnderstrecken seinen rein deutschen Charafter eingebt und war gezwungen, eine unruhige, feindselige Bevlfernng im Zaume zu halten.x) .Der Handel wurde durch Monopole und Zollschranfen behindert, das Gewerbe fonnte sich durch die beengenden Bestimmungen der Znste ' nicht entfalten. Preuens Ansehen im Auslande war gesunken, und die Armee stand nicht mehr ans der Hhe, wie unter Friedrich dem Groen; dazu war der Staatsschatz durch die verschwenderische Hofhaltung und die Kriege geleert, und eine groe Schuldenlast ... drckte das Land. 2) Die alte Zucht und Sitte war frecher Frivolitt und arger Genusucht gewichen.' Da Friedrich Wilhelm Ii. nicht der Mann war, der wie Friedrich der Groe die Seele und Triebfeder der Staatsverwaltung bildete, in' mehrfacher Hinsicht die Verhltnisse inzwischen andere geworden waren, so sanf Preußen in den furchtbaren Bewegungen in der Folgezeit, ehe die Grundlagen Friedrichs sich gefestigt hatten, auf eine tiefere Stufen der Entwicklung zurck. Jeutschtand. Die letzten Kaiser Leopold Ii. und Fronz Ii. Leopold Ii. (17901792), der Bruder Josephs Ii., verwaltete vor seiner Erwhlnng zum Kaiser bereits 25 Jahre als Regent das Groherzogtum Tosfana, wo er im freiheitlichen Sinne des 18. Jahrhunderts viele Neuerungen ausfhrte, hierbei jedoch vorsichtiger zu Werfe ging, als sein Bruder Joseph. Als Kaiser lenfte er in die Bahnen der mavollen Reformen Maria Theresias zurck und wute durch Klugheit und Migung die Ruhe in seinen Lndern wiederherzustellen. Mit Preußen schlo er bei der Zusammeufuust zu Pillnitz ein Bndnis gegen das revolutionre Franfreich, doch war er vorsichtig und zurckhaltend und soll einen Angriffsfrieg nie beabsichtigt haben. Leopold starb während der Rstungen zum Kriege gegen die Franzosen nach einer zweijhrigen Regierung; ihm folgte im Reiche und in sterreich sein Sohn *) Zurbonsen, Repetitionsfragen. 2) Erg. Nr. 25.

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 180

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
180 Sogar die Ruhesttte Friebrichs des Groen entweihte er; der Sarg toni'be geffnet nnb der Degen bieses ruhmreichen Preuenknigs als Siegestrophe den eitlen Parisern zugeschickt. Die franzsischen Generale lieen sich ganz ungeheure Gelbsummen zahlen; so z. B. mute die Stadt Breslau tglich 3000 Mark ausbringen. Mit der rgsten Hrte nnb Ncksichts-losigkeit behanbelten die franzsischen Soldaten das preuische Volk. Sie ver-langten Braten und Wein von den armen Leuten, die selber nur trocknes Brot Zu essen hatten. Den Bauern nahmen sie smtliches Vieh und zertraten ihre Mhenben Saaten. Die Kaufleute gingen zu runbe, ba durch die Kontinentalsperre Handel und Gewerbe vollstnbig banieberlagen. Den preuischen Be-amten konnte der Staat die Gehlter nicht auszahlen, und man mute zeit-we>lig Brot austeilen, bamit Beamte und Offiziere nicht verhungerten. Aber diese Zeit des Unglcks und der Schmach ist in gewissem Sinne fr Preußen ein groer Segen gewesen, ja der Anfang seiner Wiedergeburt. Alle Gutgesinnten im Lande fhlten, da es eine gemein-saine groe Schuld war, die zu diesem Falle gefhrt hatte, und da alle in allen Stnden daran ihren Teil hatten. Das fhlte vor allem die Knigin Luise, als sie ihrem Vater schrieb: Wir sind eingeschlafen anf den Lorbeeren Friedrichs des Groen, der eine neue Zeit schuf.. Wir sind mit ihr nicht fortgeschritten, deshalb berflgelt sie uns. Wir sind abge-fallen, darum sind wir gesunken." Und der König, der eine tiefe Kenntnis der Ursachen von Preuens Unglck hatte, sprach das bedeutsame Wort: Es mu alles anders werden." Das Volk mute wieder Kreist, Selbstvertrauen und Opfersinn gewinnen, wenn das Vaterland sich von dem harten Schlage erholen sollte. Der König berief zu diesem Zweck die edelsten und vortrefflichsten Männer wie Stein, Scharnhorst und Gneisenan an seinen Hos, um in ernster Arbeit mit ihnen die Wiedergeburt des Vaterlandes und seine Erhebung vorzubereiten. Den sittlichen, religisen und vaterlndischen Geist im Volke zu heben, ihm wieder Mut, Selbstvertrauen, wiebe-reitw i lligkeit zu jedem Opfer fr die Unabhngigkeit und fr die Nationaleh re einzuflen, das Volk felbstndig und frei zu machen, um es zur Teilnahme am ffentlichen Leben zu befhigen, war das Streben Steins.') Hardenberg veranlagte, da auch die Errungenschaften der franzsischen Revolution in Preußen durchgefhrt wurden. 2> Abmarsch des franzsischen Vesatzungsheeres. Steins erster Gedanke war, die Kriegsschuld zu bezahlen, um somit die franzsische Besatzung aus dem Lande zu schaffen. Allenthalben mute deshalb die grte Sparsamkeit eingefhrt werden, jeder mute einfach und 0 Erg. S. 82.

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 185

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
185 Jahren konnte Preußen 150000 Mann kriegstchtige Soldaten aufstellen, die jeden Augenblick bereit waren, unter die Waffen zu treten. Die Festungen wurden wiederhergestellt und neu ausgerstet, Kanonen und Gew ehre herbeigeschafft, und alles dieses geschah, 0h1v da die Franzosen ahnten, welche frchterliche Macht sich heimlich gegen sie bildete. Herrscher und Volk waren aufs innigste miteinander verbunden, von ein und demselben Geiste beseelt, und alle harrten des groen Tages, wo sie sich vou der franzsischen Knechtschaft befreien, den alten Waffen-rhm erneuern und neue Lorbeeren zu den frheren erwerben knnten.j) 8. Wiedergeburt des nationalen und sittlichen Lebens. Sollte^ die Umgestaltung Preuens in staatlicher und militrischer Hinsicht sich in der Folge wirksam erweisen, dann mute auch eine nationale und sittliche Wiedergeburt des gesamten preuischen Volkes stattfinden. Wahre Religiositt, Zucht und Sitte, begeisterte, opfer-freudige Liebe und Hingabe an Fürst und Vaterland muten, in allen Schichten des Volkes wieder herrschen und es zu deu grtem 'Taten begeistern; auch in dieser Hinsicht mute nach des Knigs Worten alles anders werden". Edle, tatkrftige Männer traten dem Könige bei dieser geistigen Erneuerung des Volkes in Wort und Schrift helfend zur Seite., Philosoph Johann Gottfried Fichte forderte in feinen Reden an die deutsche Nation", die erim Winter 1807 vor Zuhrern aus allen Schichten des Volkes hielt, eine ansopfernngsfrendige Hingabe an das Vaterland, das nicht durch Hilfe von auen her, fondern nur durch sich selbst gerettet werden knnte und mte/ Der Theologe Friedrich Schleiermacher mahnte in setiteif Kanzelreden zur Rckkehr vom Rationalismus zum wahren Glanben, zu einem religisen Leben und zum sittlichen Ernst. Von den Kathedern der im Jahre 1810 gegrndeten Universitt zu Berlin suchten Männer wie Wilhelm von Humboldt, der Geschichtsschreiber Niebuhr, der Rechtsgelehrte von Savigny in der heranwachsenden Jugend Liebe und Begeisterung fr alles Schne und Erhabene zu wecken. Ihnen reihten sich die Gebrder Grimm und der gewaltige Grres in wrdiger Weise an. die auf die Schnheit und Gedankentiefe der deutschen Sprache in den alten Mrchen, Volksliedern und Volksbchern hinwiesen. Der gefeierte Dichter Schiller verherrlichte in seinem Drama Wilhelm Tell" die Liebe zum freien Vaterlande und den Kampf Erg. 27. und 23.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 106

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
106 Erziehung, die gesamte Zeitrichtung und die Entwicklung der deutschen Literatur in seiner Jugend brachten es mit sich, da er sich vorzugsweise mit den franzsischen Geisteserzeugnissen beschftigte und sich fast nur in dieser Sprache unterhielt. Auf dem Gebiete der Philosophie huldigte Friedrich den Anschauungen eines Voltaire, d'aletnbert und d'argens. - In religisen Angelegenheiten handelte er als Anhnger der Ausklrung" nach dem Grundsatze: Die Religionen mssen alle toleriert werden, und mu die Regierung nur das Auge darauf haben, da keine der anderen Abbruch tue; in meinem Staate kann jeder nach seiner Fa?ou selig werden." Der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der das Land entvlkert, die Dulduug ist eine zarte Mutter, welche sie hegt und blhen macht." Aus demselben Grunde gestattete er auch die Pre-sreiheit; er wollte, da die Zeitungen die ffentliche Meinung un-verflscht zum Ausdruck brchten. Als Freund der Baukunst schuf der edle Fürst zu Berlin das Opernhaus, die kath. Hedwigs-kirche und die Bibliothek, zu Potsdam das Lustschlo Sans-souct1) mit den herrlichen Terrassen und das Neue Palais. -) Auf dem Gebiete der Musik war Friedrich Knstler und Ton-setzer zugleich. Die deutschen Komponisten Bach, Gluck und Haydu wurden von ihm hochgeschtzt, doch eine eigentliche Pflegesttte fand diese Kunstrichtung in Berlin nicht. >. pte erste Aeifunli Motens und der Bayerische Krbfolgestreit. 1. Die erste Teilung Polens. 1772. Nach dem Tode des Polenknigs August Iii. (1763), des Nachfolgers Augusts Ii. (. 85), herrschte in Polen die grte Verwirruug. Die russische Kaiserin Katharina Ii. benutzte diese Gelegenheit, um ihren Gnstling, den polnischen Grafen Stanislaus Pouiatowski, auf deu Thron zu bringen. Die Wahl kam auch glcklich zustande; dann aber forderte die Kaiserin die Gleichstellung der Dissidenten (Protestanten und nicht nnierten Griechen) mit den Katholiken. Als sich letztere zur Verteidigung ihrer Religion und politischen Selbstndigkeit zu einem Bunde vereinigten, rckten die Russen und Kosakeu tu Polen ein und verbten die unerhrtesten Grausamkeiten; Preußen und sterreich konnten mit ihren Vermittlnngs-Vorschlgen bei Rußland nicht durchdringen. Um zu verhten, da das J) Quand je serai l, je serai sans souci." s) Erg. Nr. 18 u. 22.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 111

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
111 Ihren Gatten, den Herzog Franz Stephan von Lothringen, der seit seinem fnfzehnten Jahre in Wien lebte, hatte sie, der Neigung ihres Herzens folgend, gewhlt. Sie war ihm eine hingebende Gattin, ihren Kindern eine liebevolle, sorgsame Mutter, und ihr sittenreines Familienleben bildete einen angenehmen Gegensatz zu dem lockeren Leben und Treiben an vielen frst-liehen Hfen der damaligen Zeit. 2. Maria Theresia als Negentin. Im Alter von vierundzwanzig Jahren bernahm Maria Theresia die Herrschaft in den sterreichischen Lndern. Wie im Fluge hatte sie die Anhnglichkeit ihrer Untertanen er-worben; ihre staatsmnnische Begabung und ihren starken Geist gegenber den schwersten Schicksalsschlgen zu zeigen, sollte sich ihr bald recht reiche Gelegenheit bieten. Obgleich sie wute, da trotz der Pragmatischen Sanktion ihre Thronfolge im Ausland nicht ohne Widerspruch bleiben wrde, ergriff sie doch im Vertrauen aus Gott und ihr gutes Recht mit Kraft und Ent-fchiedenheit bte Zgel der Regierung. Sie lie sich als Knigin von Bhmen und Ungarn und als Erzherzogin von sterreich huldigen und nahm ihren Gemahl als Mitregenten an. Gleich nach ihrer Thronbesteigung wurde sie in langwierige und schwere Kriege verwickelt, von allen Seiten drangen die Feinde auf sie ein, und eine Zeitlang schien es, als sollte die alte sterreichische Monarchie in Trmmer gehen. Im Augenblicke ihrer grten Not wandte sie sich voll Vertrauen an ihre Untertanen um Hilfe, und ihr Glaube an ihre Liebe und Ergebenheit sollte in der schnsten Weise belohnt werden. Als sie im Trauer-gewande, die Krone des hl. Stephan auf dem Haupte, mit Trnen auf den Wangen und ihr jngstes Kind auf den Armen vom Throne herab zu Preburg den Stnden Ungarns zurief: Von allen verlassen, nehme ich meine Zuflucht einzig und allein zur Treue der Ungarn und zu ihrer altbe-rhmten Tapferkeit," da machten ihre bewegten Worte und ihre hoheitsvolle Erscheinung auf die Versammelten den tiefsten Eindruck, und in heldenhafter Begeisterung riefen sie der hartbedrngten Frau zu: Leben und Blut fr Eure Majestt! Wir wollen sterben fr unsere Knigin Maria Theresia!" und den Worten folgte die Tat. Wenn sich Maria Theresia auch all ihren zum Teil mchtigen Feinden gegenber nicht immer als Siegerin hat behaupten knnen, so ist sie doch aus all den schweren Kmpfen ehrenvoll hervorgegangen. Am tiefsten schmerzte sie der Verlust Schlesiens, das sie nicht vergessen konnte. Erst nach dem Siebenjhrigen Kriege war es ihr vergnnt, ihre er-stannliche Ttigkeit zur Hebung der allgemeinen Wohlfahrt ihrer Untertanen zu zeigen; in mavoller Weise betrat sie die Bahn der Reformen nnb bezeugte hierbei ihre hohe Begabung als Regentin. An Stelle des alten Feudal-staates setzte sie den mobernen, dessen Begrnderin sie fr Osterreich wurde. Zur besseren Verwaltung ihrer Erblnder ging ihr Streben dahin, die einzelnen Teile der sterreichischen Monarchie zu einem festgefgten Reiche zu vereinigen; ihr gebhrt das Verdienst, den deutsch-bhmischen Ein-heitsstaat geschaffen zu haben, während Ungarn als selbstn-dige Reichshlste b estehen blieb. Die trennende Mannigfaltigkeit in

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 320

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
320 in Versailles", Moltke in Versailles"') und Die Kapitulation von Sedan". Voll echter beutscher Gemtlichkeit sinb die Bilder Des r eggers, der das Leben seiner Tiroler Landslente mit einem frischen und gesmtben Geiste wieberzngeben versteht; viel verbreitet ist sein Bild: Das 'letzte Aufgebot". Franz von Lenbach zeigt in seinen Portrats (Kaiser Wilhelm I.", Leo Xiii." und Bismarck")^, wie hoch er anbcre Maler in der Kraft berragt, die Gre zu verstehen und wiederzugeben. In neuerer Zeit haben sich auf dem Gebiete der Malerei, vielfach unter dem Einflsse franzsischer Knstler, verschiedene Richtungen geltend gemacht. Die Anhnger des Impressionismus" suchen den Ein-druck des Augenblicks wiederzugeben, die Vertreter der Fr ei licht-malerei" (Piain-air) treten aus dem Dmmerlicht des Ateliers hinaus in die freie Natur, in das freie Licht, und malen ihre Bilder so hell, wie man sie bisher selbst in der Natur nicht gesehen hat. Lieb ermann und Fritz von Uhde sind die bedeutendsten Vertreter dieser Richtung. Der Symbolismus" will neben dem Verlangen nach Farbenharmonie der Phantasie wieder zu ihrem Rechte verhelfen. Mit biefer Richtung sinb die Namen: Arno lb Bckliu (heiliger Hain, Toteninfel, Schweigen im Walde), Max Klinger und Franz Stuck enge verbunden. Den meisten Anhngern all biefer Richtungen ist das Gefhl fr das sittlich Reine fast gnzlich verloren gegangen, indem sie durch ihre Darstellungen das Schamgefhl nur zu oft verletzen. Da der deutsche Humor in seiner Urwchsigkeit, Frische und Harmlosigkeit in der Malerei zur Geltung kam, bafr sorgten Bsch, Ob erlauber, die Fliegenden Bltter" und die Mnchener Bilderbogen". Durch das Interesse, das dem gotischen Baustil entgegengebracht wurde, fand auch die Glasmalerei, die in der Bltezeit der gotischen Baukunst die hchste Stufe der Ausbildung erlangt hatte, von neuem Anerkennung und eine eifrige Pflege. Akademien und Kunstschulen bieten beshigten jungen Leuten Gelegenheit, sich zu tchtigen Knstlern ansznbilben, Ausstellungen, Kunstvereine und Bilb ergalerien suchen auch den knstlerischen Sinn des Volkes zu pflegen, und fr die Pflege der Kunst bei den Kindern forgen knstlerische Bilderbcher, knstlerischer Wand- j) Siehe Seite 262. 2) Siehe Seite 260,

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 301

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
301 Das Vatikanische Konzil stellte die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes bei Verkndigung einer Glaubens- und Sittenlehre als Dogma auf. Die Geguer des neuen Dogmas in Deutschland taten sich zu einer Glaubensgenossenschaft zusammen und bildeten die altkatholische Kirche. Whrend des Pontifikates des Papstes Pins Ix. und seiner Nachfolger Leo Xiii. und Pius X. erlangte die katholische Kirche und das Papsttum ein Ansehen und eine Machtslle, wie wohl kaum zuvor. b) Die evangelische Kirche. Auch in der evangelischen Kirche hatte die religise Aufklrung des achtzehnten Jahrhunderts die kirchliche Lehre stark erschttert; die strenge Rechtglubigkeit (Orthodoxie) kmpfte gegen den Rationalismus, mehrere Sekten entstanden, so die der Quker, der Herrnhnter oder der evangelischen Brdergemeinde und der Methodisten. Eine Sttze erhielt der Protestantismus durch die Grndung der Union (1817), In den ueren Missionen war auch die evangelische Kirche bestrebt, die Finsternis des Heidentums zu verscheuchen, während die innere Mission die Schden des Volkslebens zu heilen suchte. Gleich den barmherzigen Schwestern haben die evangelischen Diakonissen sich die Krankenpflege znr Lebensaufgabe gestellt; dem katholischen Bonisazins-verein entspricht in seinen Zielen der evangelische Gnstav-Adolsverein. 4. Wissenschaften, a) Philosophie. Von Kant (S. 148) ausgehend, schuf Johann Gottlieb Fichte eine sogenannte Ich-Philosophie". Das Ich ist ihm das Erste und Ursprngliche, ist alles in allem, die Welt nichts Selbstndiges, sondern nur der Widerschein der eigenen Ttigkeit des denkenden Ichs. Er erkennt Gott in der sittlichen Weltordnung, und der Glaube an Gott gibt ihm die Hoffnung auf den Sieg des absoluten Guten. Seine Religion geht in eine Moral ans, deren Grundsatz lautet: Handle nach deinem Gewissen." Im Jahre 1807 hielt er in Berlin seine Reden an die deutsche Ration", in denen er ebenfalls auf die absolute Macht des Guten hinwies und das deutsche Volk zum Selbstvertrauen und zum Kampfe gegen die drckende Fremdherrschast anzuregen bestrebt war. Die Philosophie Kants beziehungsweise Fichtes wurde weiterentwickelt durch Friedrich Schelling und Georg Hegel. So sehr sich diese Gelehrten auch den Anschein gaben, der Religion zu dienen, so stand ihre Philosophie doch zu den Wahrheiten des christlichen Glaubens in Widerspruch. Arthur Schopenhauer wurde der Hanptvertreter des Pessimismus. Der Materialismus, der das Dasein Gottes
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